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- Newsletter März 2025 | Nr. 235
- Editorial: Bewährtes bewahren, Neues gestalten: Ein Institut in Bewegung
Editorial: Bewährtes bewahren, Neues gestalten: Ein Institut in Bewegung
Die Veränderung betrifft insbesondere die im Jänner gestartete Umsetzung der europäischen HTA-Verordnung und das damit neu etablierte nationale Bewertungsboard, für welches das AIHTA als neue wichtige Aufgabe Health Technology Assessments für ausgewählte Medikamente im Spitalsbereich erstellt. Damit liefern wir die Evidenzgrundlage für einheitliche Anwendungsempfehlungen und Preisverhandlungen. Angesichts dieser Neuerungen sind mir zwei Dinge besonders wichtig: Erstens, dass die Qualität unserer Arbeit nicht dem Zeitdruck zum Opfer fällt, der durch enge Fristen entsteht und zweitens, dass wir unser breites Themenportfolio, das neben der Hightech-Medizin auch Public-Health-Maßnahmen und Versorgungsforschung umfasst, beibehalten können. Neben Wissen zur Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneimitteln und Medizinprodukten tragen v.a. auch Entscheidungsgrundlagen ob und wie Public-Health-Interventionen die Gesundheit verbessern, zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung bei. Das breite methodische Know-How, das wir uns für all diese Forschungsfelder angeeignet haben, stellt im internationalen Vergleich eine echte Besonderheit dar.
Die Aktivitäten auf EU-Ebene haben HTA als Instrument zur Entscheidungsunterstützung in Österreich einen Auftrieb verschafft. Dennoch sind die Arbeiten des AIHTA z. T. noch wenig genutzt oder sogar unbekannt. Eines meiner Ziele für die kommenden Jahre ist es, dass alle Akteure des österreichischen Gesundheitssystems das AIHTA und HTA als Entscheidungsinstrument kennen und von unserer Arbeit in ihrem beruflichen Alltag einen Nutzen für die Gestaltung des Gesundheitssystems zum Wohle der Patient:innen ziehen können. Als Gesundheitsökonomin möchte ich auch den Einsatz gesundheitsökonomischer Methoden in Österreich vorantreiben. Vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen wird deren Potenzial hierzulande noch nicht ausreichend genutzt. Ein weiteres Ziel ist, Patient:innen, klinische Expert:innen und Vertreter:innen der diversen Gesundheitsberufe verstärkt in die Erstellung der Assessments einzubeziehen. Diese Zusammenarbeit erhöht aus meiner Sicht die Chance der Umsetzung unserer Ergebnisse in der Praxis.
All unsere Aufgaben lassen sich nur mit einem hoch motivierten, interdisziplinären Team bewältigen. Seit der Gründung des Ludwig-Boltzmann-Instituts für HTA im Jahr 2006 ist unser Team deutlich gewachsen. Es ist auch internationaler geworden. Diese Veränderungen erfordern eine Weiterentwicklung der Organisation. Dabei geht es für mich nicht nur um neue Strukturen, sondern vor allem darum, wie wir als Team am AIHTA unsere einzelnen Stärken am besten einsetzen können, sodass wir der Komplexität der Themen, den hohen Anforderungen und der notwendigen Flexibilität in der Bearbeitung gerecht werden können. Das gelingt nur in einem Arbeitsklima der Wertschätzung und des Vertrauens unter Integration unseres gesamten Teamwissens in Entscheidungen für die Zukunft.
Klar ist aber: Ohne die beharrliche Pionierarbeit meiner Vorgängerin Priv.-Doz. Dr. Claudia Wild wäre das Institut nicht dort, wo es heute ist. Sie prägte maßgeblich die Entwicklung des österreichischen HTA-Instituts und machte HTA in Österreich zu einem unverzichtbaren Bestandteil im Gesundheitswesen. Sie war mir in der 20-jährigen Zusammenarbeit eine wesentliche Mentorin, die mich beständig gefördert und gefordert hat. Ich werde mit großem Engagement ihr Lebenswerk aufgreifen und weiterentwickeln.
Dr. rer. soc. oec. Ingrid Zechmeister-Koss - Geschäftsführerin des Austrian Institute for Health Technology Assessment