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- Newsletter Dezember/Jänner 2024/2025 | Nr. 233
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Erstattungsmodelle und Preisgestaltung digitaler Gesundheitsanwendungen und Telemonitoring-Anwendungen
In der Literatur werden unterschiedliche Modelle zur Preisfindung und Erstattung von DiGA beschrieben. Einige Modelle sind auf nationaler Ebene (Deutschland, Belgien, Frankreich) bereits implementiert. Deutschland führte das DiGA Fast-Track-Verfahren ein, bei dem DiGA nach einem dreimonatigen Prüfverfahren vorläufig oder dauerhaft in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen werden können. Hersteller können den Erstattungspreis im ersten Jahr frei festlegen; anschließend erfolgen Preisverhandlungen auf Basis definierter Höchstpreise und Schwellenwerte. Ab 2026 sollen mindestens 20% des Erstattungspreises an Erfolgskennzahlen gekoppelt sein. In Belgien erfolgt die Erstattung im Rahmen von Versorgungspfaden durch gebündelte Zahlungen an Gesundheitsdienstleister. Frankreich nutzt Modelle wie das PECAN-Verfahren mit fixen Preisen für innovative Produkte in den ersten zwölf Monaten. In anderen Ländern, wie Großbritannien, erfolgt die Erstattung häufig regional oder ist abhängig von der Versicherungsart. Das britische NICE hat einen Evidenzstandard entwickelt, der den erforderlichen Evidenzgrad für die Erstattungsfähigkeit mit dem Nutzen-Risiko-Verhältnis und den Kosten verknüpft. Eine gesundheitsökonomische Analyse ist hier verpflichtend für die Preisgestaltung.
Zur Preisfindung und Erstattung von DiGA kommen verschiedene Modelle zum Einsatz, darunter pay for performance (Erstattung gekoppelt an klinische Endpunkte), value-based pricing (basierend auf wahrgenommenem Wert), usage-based pricing (abhängig von Nutzung), reference-based pricing (orientiert an Vergleichspreisen), sowie Ansätze wie user experience basiertes Pricing, cost-based Pricing, analog-equivalent Pricing, einmalige oder periodische Abgeltungen oder Managed Entry Agreements. Alle Modelle haben Vor- und Nachteile, darunter Herausforderungen wie die Diskrepanz zwischen Preis und klinischem Nutzen, die Definition geeigneter Erfolgskriterien, Datenschutzfragen und die technische Umsetzung der Erfolgsmessung. Zudem erfordert die kontinuierliche Weiterentwicklung flexible und anpassungsfähige Preismodelle.
Die Evidenz deutet darauf hin, dass performance-basierte und wertorientierte Preismodelle den größten langfristigen (systemischen) Nutzen bieten, auch wenn ihre Implementierung komplexer ist. Diese Modelle schaffen Anreize für das Erreichen patient*innenrelevanter Ergebnisse und können zu einer besseren Ressourcenallokation im öffentlichen Gesundheitswesen und generellen Kosteneinsparungen führen. Langfristig könnte die Refundierung innerhalb von Behandlungspfaden mit integrierten DiGAs (mittels gebündelter Zahlungen), im Vergleich zu isolierten Refundierungen, vorteilhaft sein. JM
AIHTA/AT 2024: Erstattungsmodelle und Preisgestaltung digitaler Gesundheitsanwendungen und Telemonitoring-Anwendungen – Rapid Scoping Review. AIHTA-Informationsdienst Nr.:016.