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- Newsletter Februar 2015 | Nr. 134
- Hadronentherapie bei Kindern
Hadronentherapie bei Kindern
Strahlentherapie bei Tumoren
Derzeit sind etwa 40 Einrichtungen weltweit (14 in Europa), die Hadronentherapie anbieten, in Betrieb. 25 weitere (9 in Europa) sind in Bau und werden in den nächsten Jahren in Betrieb gehen. Anfang 2015 ging das österreichische Zentrum Med-Austron in Wiener Neustadt in Betrieb. In den nächsten 3–5 Jahren wird sich die Kapazität in Europa etwa verdoppeln. Aus diesem Grund verfasste das LBI-HTA bereits 2013 eine Evidenzübersicht zu allen potentiellen Indikationen, die für Protonentherapie in Frage kommen. In Belgien – auch dort wird über den Bau eines Hadronenzentrums nachgedacht – befasste sich nun nur mit der Evidenz zu 15 pädiatrischen Indikationen. Es konnten insgesamt 21 klinische Studien zu den Indikationen gefunden werden. Abseits der Studiendesigns (nicht-randomisiert, nicht-kontrolliert und zumeist retrospektiv) der Studien – mit den für diese Art von Evidenz charakteristischen Einschränkungen (z.B. Selektionsbias, Recall-Bias) –, zeigten alle Studien schwere methodische Mängel (u.a. kleine Stichproben, lange Zeiträume beim Einschluss der PatientInnen, unterschiedliche Behandlungsschemata, kurze Follow-ups, Berichterstattung oder Dokumentation von Komplikationen nur bei einem Teil der PatientInnen). Unter Anwendung von GRADE ist die wissenschaftliche Beweislage für alle Ergebnisse in allen Indikationen war sehr gering. Die Ergebnisse zeigen, dass in 13 von 15 Indikationen die Evidenz unzureichend ist, um Aussagen zugunsten oder gegen Hadronentherapie zu machen. In 2 Indikationen liegt sehr niedrige Evidenz, die für Gleichwertigkeit zwischen Protonentherapie und IMRT/ Intensitätsmodulierte Strahlentherapie beim Craniopharyngioma, resp. einem geringeren Risiko für Sekundärtumore beim Retinoblastom spricht, vor.
Die Schlussfolgerung lautet dementsprechend, dass weiterhin klinische Daten zur Protonentherapie in allen untersuchten pädiatrischen Krebserkrankungen zur langfristigen Wirksamkeit und zu Nebenwirkungen fehlen. Nur bei sehr wenigen Tumoren ist die Protonentherapie wegen der in hohem Maße vorhersehbaren ernsthaften Schäden bei anderen Formen der Strahlentherapie als einzige Behandlungsmethode möglich. In den meisten Fällen gibt es eine Wahl. Die Hoffnungen auf bessere klinische Ergebnisse mit Protonentherapie sind bislang weiterhin nicht belegt, so das belgische HTA. CW
KCE/ BE 2015: Hadron therapy in children – an update of the scientific evidence for 15 paediatric cancers. https://kce.fgov.be/sites/default/files/page_documents/KCE_235_Hadron%20Therapy_Report.pdf
LBI-HTA/ Ö 2015: Hadronentherapie bei Kindern. Evidenzsynthese zu 15 pädiatrischen Tumoren. Kontext zum belgischen HTA-Bericht. https://eprints.aihta.at/1049/
LBI-HTA/Ö 2013: Hadronentherapie: Protonen- und Kohlenstoff-Ionen. Eine Übersicht: Refundierungsstatus, Evidenz und Forschungsstand. https://eprints.aihta.at/1021/1/HTA-Projektbericht_Nr.74.pdf