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- Newsletter Jänner 2016 | Nr. 143
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Incentives
Anreize zur Beeinflussung des Gesundheitsverhaltens
Das kürzlich veröffentliche Assessment zu Effekten von Anreizen auf das Gesundheitsverhalten untergliedert sich in zwei Berichtsteile: Teil I umfasst eine theoretische Annäherung, die vorrangig der Begriffsklärung und der Verortung von Anreizen im Kontext Gesundheitsverhalten dient. Teil II beschäftigt sich am Beispiel von 4 zentralen Gesundheitsthemen (Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährung und körperliche Aktivität) mit Anreiz-Effekten auf das jeweilige Verhalten von Individuen. Hierbei wurde als methodischer Zugang ein Overview of (systematic) Reviews (SR) gewählt, um die Evidenz zur Wirksamkeit von Anreizen darzustellen. Primär standen in allen eingeschlossenen Reviews materielle Incentives im Vordergrund. Unzureichende Evidenz stellte sich für immaterielle Anreize heraus. Innerhalb der 4 Gesundheitsthemen zeigten sich breite, positive Effekte von Anreizen bei einer Rauchentwöhnung bzw. –abstinenz (14 SRs). Generell waren es hier erwachsene RaucherInnen und insbesondere auch die Gruppe der Schwangeren und Frauen post partum, die von Anreizen (mittelfristig) profitieren konnten. Keine Aussagen zur Wirksamkeit von Anreizen lassen sich hinsichtlich deren Einfluss auf eine Reduktion des Alkoholkonsums machen – hierzu gibt es eine unzureichende Evidenzlage (4 SRs). Kleine, positive Effekte zeigten sich in Hinblick auf das Ernährungsverhalten – wobei es sich hier nur um kurzfristige Effekte handelte (14 SRs). Widersprüchliche Evidenz fand sich bezüglich Effekten von Anreizen auf körperliche Aktivität (7 SRs). Insgesamt zeigte sich zu allen 4 Gesundheitsthemen eine Abflachung der Effekte nachdem diese eingestellt oder abgesetzt wurden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Incentives als Teil einer Gesamtstrategie verstanden werden sollen, die darüber hinaus auch Maßnahmen auf der Policy-Ebene (etwa in Form von Beschränkungen/ Verboten, z.B. bezüglich Rauchens) erfordert. Im Hinblick auf gesundheitliche Chancengleichheit sind nicht-intendierte Effekte durch Incentives (z.B. Selektionsbias) bereits vor der Implementierung zu berücksichtigen. Damit soll der Ausschluss von bestimmten (sozial vulnerablen) Bevölkerungsgruppen vermieden werden. RW
LBI-HTA/ Ö 2015: Effekte von (im)materiellen Anreizen auf das Gesundheitsverhalten, Teil I: Definitionen, Theorien und Modelle und Teil II: Overview of Reviews zu 4 Gesundheitsthemen. LBI-HTA Projektbericht Nr.: 83. https://eprints.aihta.at/1078/