- Aktuelles
- Newsletter
- Newsletter Februar 2018 | Nr. 164
- Nicht invasive Tests in der Pränataldiagnostik
Nicht invasive Tests in der Pränataldiagnostik
Die Bewertung der diagnostischen Eigenschaften des NIPT ergab, dass Feten mit einer Trisomie 21 sehr zuverlässig erkannt werden können und sehr selten eine Trisomie 21 ausweisen, die sich später nicht bewahrheitet. Bei den anderen Trisomien besteht hingegen Unklarheit zur diagnostischen Genauigkeit des Tests.
Würde man NIPT in Österreich ergänzend zur derzeitigen klinischen Praxis des „Combined Tests“ einsetzen, könnten iatrogene Fehlgeburten verhindert werden, allerdings wären auch deutlich höhere Kosten die Folge. Bei einem Einsatz des NIPT als primäre Screening-Strategie würden im Vergleich dazu etwas weniger Fehlgeburten verhindert und gleichzeitig fielen die höchsten Kosten an. Allerdings werden mit dieser Strategie die meisten Trisomien erkannt, während der nachgeschaltete NIPT hier am schlechtesten abschneidet. Die Beibehaltung der derzeitigen Praxis ist am günstigsten, bedeutet allerdings auch die höchste Anzahl an falsch positiven Ergebnissen und Fehlgeburten.
Einige wichtige Fragen bleiben aufgrund mangelnder Daten aber derzeit offen. Unklar sind etwa die Auswirkungen auf die Diagnostik anderer Fehlbildungen (z.B. Neuralrohrdefekte), oder die Genauigkeit des Tests bei Zwillingsschwangerschaften. Auch weitere Screening-Strategien (z.B. NIPT als Ergänzung zum Erst-Trimester Screening für Populationen mit hohem und mittlerem Risiko) können mangels verlässlicher Daten noch nicht beurteilt werden. Um die verschiedenen Teststrategien beurteilen zu können, sind prospektive Vergleichsstudien erforderlich, in denen alle Auffälligkeiten, Aborte, Fehlgeburten und andere patientInnenbezogene Ergebnisse erfasst werden.
Insgesamt hängt es vom gesundheitspolitischen Ziel (möglichst wenig Fehlgeburten, möglichst hohe Detektionsrate, möglichst wenige falsch positive Diagnosen und/ oder möglichst günstige Kosten-Effektivität) ab, ob und in welcher Form der NIPT zum Einsatz kommen soll. Eine ethische Debatte ist hierbei unumgänglich. IZK
IQWIG/ DE 2017: Nicht invasive Pränataldiagnostik (NIPD) zur Bestimmung des Risikos autosomaler Trisomien 13,18 und 21 bei Risikoschwangerschaften. https://www.iqwig.de/download/S16-06_Nicht-invasive-Praenataldiagnostik-NIPD_Vorbericht_V1-0.pdf
EUnetHTA 2017 (mit deutscher Zusammenfassung vom LBI-HTA): Screening of fetal trisomies 21, 18 and13 by noninvasive prenatal testing. Rapid assessment of other health technologies using the HTA Core Model® for Rapid Relative Effectiveness Assessment.http://eunethta.eu/sites/default/files/OTCA03_Screening%20of%20fetal%20trisomies%2021%2C%2018%20and%2013%20by%20noninvasive%20prenatal%20testing_FINAL.pdf
HVB/ Ö 2017: Pränatales Screening in Österreich: Combined Test versus zellfreier DNA-Test. Ein gesundheitsökonomisches Modell.http://www.hauptverband.at/cdscontent/load?contentid=10008.644578&version=1505401403