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- Newsletter Juli/August 2025 | Nr. 239
- Temporäre Nitinol-Implantation (TIND) bei gutartiger Prostatavergrößerung
Temporäre Nitinol-Implantation (TIND) bei gutartiger Prostatavergrößerung
Ein temporäres Nitinol-Implantat (engl. temporary implantable nitinol device/TIND) ist ein minimal-invasives Verfahren, das bei BPH zur Anwendung kommen kann: Das Implantat wird für fünf bis sieben Tage zystoskopisch in die prostatische Harnröhre eingebracht, wo es expandiert und radialen Druck ausübt, um den Harnabfluss zu verbessern. TIND ergänzt damit das Spektrum bestehender medikamentöser und chirurgischer Therapien.
Zur Bewertung wurde Evidenz aus einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) mit 185 Teilnehmern sowie einer einarmigen Anwendungsstudie eingeschlossen. Der RCT verglich TIND mit einem Scheinverfahren über einen Beobachtungszeitraum von drei Monaten. Dabei zeigte sich eine statistisch signifikante Verbesserung der LUTS-Symptome (Lower Urinary Tract Symptoms) in der TIND-Gruppe gegenüber Sham. Gleichzeitig wurde jedoch eine höhere Rate an unerwünschten Ereignissen beobachtet, darunter Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen), Hämaturie (Blut im Urin) und Harnverhalt.
Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wurde als sehr niedrig bewertet. Ausschlaggebend dafür waren das hohe Verzerrungspotenzial infolge der hohen Drop-out-Rate (ca. 30?%), die eingeschränkte Übertragbarkeit des Vergleichs sowie die geringe Präzision der Ergebnisse. Die gegenwärtige Studienlage lässt keine Rückschlüsse auf die vergleichende Wirksamkeit und Sicherheit von TIND gegenüber etablierten Therapien zu. Aufgrund des Fehlens von direkten Vergleichen und Langzeitdaten konnte ein Zusatznutzen nicht belegt werden.
AIHTA/AT 2025: Temporäres intraprostatatisches Nitinol-System zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie. Decision Support Document No. 129/1 Update 2025. https://eprints.aihta.at/1569.